Erweiterter Kommentar zum Gästebucheintrag

Fünf junge verzweifelte Frauen fragen: "Nicht der Inhalt des Buches, so auch Ihre Kommentare im Gästebuch, bezüglich der Ehe und Mutterschaft konnten uns überzeugen Familien zu gründen und so unser Glück zu suchen. Nennt Vorteile die ein Familienleben uns bringen würde". (Asgard, Gisela, Ute, Ulrike, Rita - 28 - 32 J.).

Mein Antwort:

Liebe alte Mädchen, ein glückliches Leben entsteht nicht nur aus Vorteile. Glück kann der Mensch nur im Vergleich mit Unglück, Alltäglichkeit, Durchschnittlichkeit empfinden. Glück kann nicht so primitiv sein wie ihr es meint, denn Glück ist ein seelischer Zustand der erkämpft werden muss. Der Mensch träumt, er wünscht sich etwas, es entstehen Ziele für die er dann kämpft. Und das Bewältigen der Barriere auf diesem Wege bringt das Glücksgefühl. Doch dieses wunderbare Gefühl entsteht nicht nur beim Empfangen, sonder auch wenn man jemanden Beglücken kann. Geben ist seliger denn Nähmen und das bringt dem Menschen die Glückseligkeit.

Da sie die Vorteile die ihr als Unverheiratete genießt nicht aufgelistet habt, so kann ich keinen Vergleich machen und folglich keine direkte Antwort ihnen geben.

Aber euch hat doch nicht der Storch gebracht. Bestimmt empfanden euere Eltern Glück, als ihr auf die Welt gekommen seid. Sie hatten mit euch so manche Freude, aber auch Kummer und wahrscheinlich öfters Ärger. Lernt doch von ihnen das Glücklichsein. Und geht zu solchen Frauen die ihre Goldene Hochzeit schon gefeiert haben. Spricht mit drei - vier solchen glücklichen Damen. Fragt sie aus, vergleicht euer Leben, eure Vorstellungen von Wonne, Freude und Beglücktheit mit dem was diese Personen empfunden haben. Dann besucht eben so viel Witwen im Alter von 70/80 Jahren, gewinnt ihr Vertrauen und last sie über Familie, Ehe, Mann, Kinder und Enkelkinder sprechen. Und erst nach diesem sucht wieder so viel alte Matronen, die keine Familie gegründet hatten und keine Kinder haben, auf. Im Schicksal dieser Evastöchtern werdet ihr euer Künftiges erkennen. Auch werdet ihr begreifen was Kinder und Enkel für alte Leute bedeuten. Die Alten die diese Welt bald verlassen werden sehen im Nachwuchs die erfüllte Aufgabe des Menschen, denn ihre Nachkommen können das Leben weiter tragen.

Und dann vergleicht und wählt euer Kommendes. Die Zeit drängt, 28 und 32 Jahre sind nicht wenig. Vielleicht habt ihr, alte Jungfer, den Anschluss noch nicht verpasst und ein Schutzengel wird euch unter einen günstigen Stern bringen und, wenn ihr euch bemühen werdet, so wird er euch weiter im Glück betreuen.

Ich werde versuchen die Vorteile eines Ehepaares so kurz wie möglich aus meiner Sicht, eines 82jährigen, der 57 Jahre im Ehebund lebt, zu skizzieren: Die Verheirateten umgeht lebenslang die Einsamkeit. Stellt euch vor, dass euere Familie aus 30 Personen: Kinder, Schwiegerkinder, Enkel und Urenkel entsteht und dass ihr ihnen jeden Tag per Telefon "Guten Morgen" sagen möchtet. Da kann das Gefühl der Verlassenheit keinen Platz finden. Und das Wichtigste: Die zwei Menschen die geheiratet haben nivellieren sich und leben sich teilweise in seinen Ehepartner ein. Man ist nicht mehr ich, es werden wir. Das schweißt zusammen. Und so legen sich die Sorgen, die Lasten der Ehe, der Familie auf die Beiden, also auf vier Schultern. Auch die Freude der Ehe (wenn manchmal auch kleine oder heftige Auseinandersetzungen geschehen) gehört den Zwei. Man freut sich den kommenden Kindern, ihren Erfolgen, ihrem Heranwachsen und ärgert sich den Fehlschritten der Teenager - alles halbpart! Und dadurch ist das Glück doppelt so groß, denn es empfindet jeder von den Beiden. Selbstverständlich gehören auch eine interessante Arbeit, günstige (wenigstens erträgliche) materielle Lage und andere Erfolge dazu.

Bestimmt wollt ihr, junge Frauen, auch einiges vom Intimleben erfahren. Na bitte: Zwei Menschen die aus Liebe, oder aus welchen Motiven auch immer, eine Familie gründen müssen jahraus jahrein zu einander stehen. Sie müssen sich genötigt sehen ihre Liebe beständig zu unterstützen und pflegen, um dieses himmlische Gefühl nicht abkühlen lassen und, dass heißt, für dieses lebenslang kämpfen. Bestimmt ist das belastend, doch dafür entsteht kein Bedürfnis in eine Kneipe oder Disko zu gehen, um einen Partner auf eine Nacht oder Weile aufzugabeln, es entfall die Notwendigkeit ein Paar Päckchen Kondome beständig in der Handtasche zu tragen um die Gefahr AIDS oder Geschlechtskrankheiten erwischen zu vermeiden. Wägt ab was ihnen lieber ist.

Die Verheirateten sind immer für einander da: wie, wann, wo und wie viel Vergnügen sie sich holen werden bestimmen sie selbst, nicht der Zufall, wie es bei den Ledigen ist. Nicht eine schnelle billige Nummer, ein zufälliger Quick im Büroraum oder Fahrstuhl (ihr nennt das Spaß haben), sondern immer, ob früh oder spät, sollte auch nur ein winziges Funkchen Lust in den Gedanken entstehen, können sie ungestört mit Küssen, zärtlichen Berührungen und Streicheleinheiten ein Liebesspiel einleiten bis das entsprießende Schmetterlingsgeflatter sie überwältigt und sie im Himmelbett landen werden. Das hastige Ablegen der Kleidung... die ungeduldigen Augen verschlingen die, bis ins kleinste, lang-bekannte Kurven des begehrlichen nackten Körpers... die aufregenden Hautkontakte... Leidenschaftlich können sie das Lustgefühl in eigene Hände nehmen... die warme Hauche auf die Knospen... und die antupfende Zungenspitze, die den unruhigen Fingern in die Löckchen des Venushügels und weiter in den Dreieck folgt, bringen das Blut in Wallungen... der Geruchsinn löst sich in einer Duftwolke auf, die Augen hüllen sich in Nebel und die hämmernden Herzschläge dämpfen das liebestrunkene Geflüster... Und erst dann, in Ekstase versetzt, werden sie im leidenschaftlichen Rausch zum gewünschten Höhepunkt kommen. Nicht "Spaß" haben, sondern das unbeschreibliche göttliche Vergnügen empfinden.

Wer glaubt das man sich mit Fremden mehr Vergnügen besorgen kann, als mit dem liebenden Lebenspartner der irrt sich unendlich. Hier klingen keine Namen ohne Eigenart, wie "Schatz", "Baby" oder "Schmuddelchen", hier gelten nur Aufrichtige liebevolle Worte und Namen zweier treuen Eheleute.

Und was in den alten Jahren? Nach 50 ?

Wenn die Beiden die Taoliebe des Ostens erlernt haben, doch das kann man wiederum sich richtig nur in einer Ehe-Beziehung in mehreren Monaten aneignen, dann haben sie auf das richtige Pferd gesetzt. Dann gibt es bei den Zwei für aufregenden Liebesvollzug mehr keine Altersgrenzen. Wie oft in der Woche es machen bestimmen sie selbst, nur krankhafte Zustände einer Ehehälfte können dieses vorübergehend verhindern. Ob es einem Liebespaar in den alten Jahren mehr oder weniger Vergnügen bringt, als es in den jungen Jahren war ist schwer zu bewerten, am wahrscheinlichsten ist, dass für jedes Lebensalter es das beste was der Mensch empfinden kann ist. Und so stellt sich, bei den über 50 gewordenen Eheleuten, immer noch eine Reihe von 30-35 Jahren mit echtem pulsierenden Leben in denen sie das höchste, himmlische Vergnügen empfinden können auf. Mehr als in den vergangenen ersten und jüngsten 25 - 30 Lebensjahren. Können 50-80jährige Single oder alleinstehende alte Schachteln auf der zweiten Hälfte ihres Lebenspfads von solchen schmachtenden Stunden träumen?

Einer ist von dem gefundenen Geldschein überglücklich, der andere freut sich unendlich der in der Lotterie gewonnenen Million, doch das ist ein Zufall. Nicht einzelne Glücksfälle, Sternstunden, werden euch das richtige Glücksgefühl bringen. Liebe, Ehe (und hier auch Sex), Kinder - Familie -, und die Überzeugung seinen Pflichten gegenüber den Menschen, der Gesellschaft, der Nation, den eigenen Kindern nachgekommen zu sein können das Gefühl der Zufriedenheit vom Leben - Glück - erzeugen.

Ihr habt Angst die Freiheit zu verlieren. Doch verlieren die Zwei Verheirateten die Freiheit nicht, sie legen nur ihre Freiheitsvorstellungen zusammen in ein Ganzes, bereichern so einander und teilen diesen Bund von Neuem. Die Freiheit des jeden wird neuwertig denn sie erhaltet andere runderneute Qualitäten. Vertreibt euer Egoismus, legt alles auf die Waagschalen und bestimmt was ihr eigentlich wollt. Und noch eins: versucht mehr Geben als Nähmen. Das währe dann die Glückseligkeit die sie alle fünf suchen.


Oskar Schulz
Leipzig, 2009


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