Das Buch "Wage dich und halte die Waage" von Oskar Schulz entsteht aus drei Teilen: Selbst das Buch, neun Erzählungen, von ihnen berichten fünf von der Vergangenheit im Herkunftsland und vier vom Einleben in der neuen Heimat und im dritten Teil die Übersetzung des Buches in russische Sprache.

Der Autor versucht sich etwas abseits hinzustellen und die Probleme des Einlebens seiner Landsleute in Deutschland und das schwache Entgegenkommen der altansässigen Deutschen aus einiger Distanz objektiv einzuschätzen.

Die Ergebnisse seiner vorgenommenen Forschungen sind sehr überzeugend. Hilfreiche Ratschläge für die Landsleute kann man als einen besonders wichtigen Erfolg betrachten. Das Buch regt zu Überlegungen an und zeigt deutlich, dass es für die Integration in die deutsche Gesellschaft - so, wie sie eben ist, und nicht so, wie wir sie uns wünschen - keine Alternativen gibt. Deshalb sind die Aussiedler diejenigen, die sich der Mehrheit der Bevölkerung anpassen müssen, und nicht umgekehrt. Wer das nicht rechtzeitig begreift, wird auch weiterhin als Fremdkörper in der Gesellschaft leben müssen.

Im Buch setzt sich der Autor mit der pseudowissenschaftlichen Behauptung, dass nur die zweite - dritte Generation der Aussiedler sich integrieren kann, auseinander. Mit Hunderten von Beispielen wird bewiesen, dass ein schnelles Einleben der Deutschen aus Russland in der neuen Heimat eine Sache des Willens, des beharrlichen Strebens, des Kämpfens jedes Manns ist.

Für die einheimischen Deutschen wird das Buch sehr nützlich sein. Sie werden sehen, dass ein Pauschalbild der Russlanddeutschen nicht zutreffend sein kann, weil sie, je nach Alter, sehr unterschiedlich vom früheren Leben und Umfeld in der Sowjetunion geprägt sind. Aber gleichzeitig sind alle als Opfer des Schicksals ihrer Volksgruppe zu betrachten. Das hat der Autor am Beispiel seiner großen Familie anschaulich gezeigt.


Heinrich Neugebauer
Oktober, 2003


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